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Düsseldorf, 27. September 2024

Den Nachwuchs fürs Marketing und das Ehrenamt begeistern

Im Interview mit Michelle Sellerie, der nationalen Vorsitzenden des MTP, und Ricardo Betting, dem Vorstand der Marketing Pioniere des BVMC, beleuchten wir die kürzlich verkündete Kooperation zwischen beiden Organisationen. Sie diskutieren die Bedeutung von Netzwerken, die Rolle von Wissenstransfer und Reverse Mentoring sowie den Mut, im Marketing neue Wege zu beschreiten.

Frau Sellerie, Herr Betting, im Mai dieses Jahres verkündete der BVMC eine engere Zusammenarbeit mit MTP.
Lassen Sie uns über die Vorteile einer Mitgliedschaft in Ihren Organisationen sprechen, speziell für junge Marketer und Studierende. Was bietet die Mitgliedschaft in Ihren Vereinen?

Michelle Sellerie: Ein großer Vorteil bei uns im MTP ist, dass wir unsere Mitglieder von Anfang an begleiten können. Wir sind oft schon im ersten Semester an den Universitäten präsent und bieten Einblicke ins Uni-Leben und praktische Erfahrungsmöglichkeiten. Unsere Mitglieder können sich während des Studiums in verschiedenen Disziplinen des Marketings ausprobieren, was ihnen hilft, herauszufinden, was sie wirklich interessiert. Zudem bieten wir eine starke Gemeinschaft, in der lebenslange Freundschaften entstehen können. Das Netzwerk ist eine große Unterstützung, sei es bei der Berufswahl oder durch den Austausch mit Gleichgesinnten.

Ricardo Betting: Da kann ich mich nur anschließen. Auch im Marketing Club haben wir ein starkes Netzwerk, das weit über den lokalen Club hinausgeht. In den 14 Jahren meiner Mitgliedschaft habe ich viele Kontakte geknüpft, die mich beruflich und privat begleitet haben. Diese Verbindungen sind Gold wert, insbesondere am Anfang der Karriere. Junge Mitglieder können früh Kontakte zu Personen knüpfen, die in der Branche tätig sind, in der sie später arbeiten möchten. Diese Netzwerke helfen, sich in der Arbeitswelt zu orientieren und langfristige Beziehungen aufzubauen.

Networking ist heutzutage durch digitale Medien wie LinkedIn sehr einfach geworden, aber oft auch anonymer.
Wie unterstützen Ihre Organisationen den Austausch zwischen erfahrenen Marketern und Nachwuchstalenten?

MS: Wir veranstalten zweimal im Jahr eine feste Veranstaltung, die Geschäftsstellenversammlung, bei der nicht nur Beschlüsse gefasst, sondern auch Vorträge und Workshops angeboten werden. Diese Events richten sich an Studierende und Alumni und fördern den Austausch auf Augenhöhe. Unser Alumni-Netzwerk ist stark mit den Studierenden verknüpft, sodass jederzeit Fragen gestellt und Kontakte geknüpft werden können. Zudem gibt es regionale Alumni-Clubs, die eng mit unseren Geschäftsstellen zusammenarbeiten, um den persönlichen Kontakt zu fördern.

RB: Wir haben verschiedene Programme, um den Austausch zu fördern. Ein Beispiel ist das Mentoring-Programm, das gerade in Hamburg wiederbelebt wird. Es fördert den Austausch in beide Richtungen, sowohl von alt zu jung als auch von jung zu alt. Wir haben auch nationale und regionale Veranstaltungen, bei denen sich Mitglieder austauschen können. Diese Treffen sind wichtig, um ein „Wir“ zu schaffen und den Generationenaustausch zu fördern.

Michelle Sellerie

23 Jahre alt, ist nationale Vorsitzende des MTP. Sie wohnt derzeit in Frankfurt, kommt ursprünglich aus Hamburg.
Sellerie kümmert sich um einen Großteil der Finanzen bei MTP, ist aber auch für Kommunikation und Schulungen zuständig.

Ricardo Betting

38 Jahre alt, ist seit 14 Jahren Mitglied im Marketing Club und somit auch im Verbandskosmos aktiv.
Seit 2011 ist er gewählter Vertreter der jungen Mitglieder. Beruflich ist Betting als Freelancer im Marketing tätig, mit dem Schwerpunkt auf Livekommunikation und Events.

Welche Bedeutung hat der Wissenstransfer zwischen den Generationen in der heutigen Marketinglandschaft?

RB: Der Wissenstransfer ist extrem wichtig. Früher wurde Wissen oft gehortet, aber heute ist es essenziell, sich auszutauschen und Brücken zu bauen. Der Austausch zwischen den Generationen hilft, Barrieren abzubauen und ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln. Im Marketing, das sich rasant verändert, ist es wichtig, offen für Neues zu sein und Technologien wie KI als Unterstützung zu sehen. Dieser Austausch ist entscheidend, um in der sich schnell verändernden Branche erfolgreich zu sein.

Frau Sellerie, was treibt die junge Generation im Marketing an, insbesondere im Hinblick auf eine bessere, nachhaltigere Welt?

MS: Die junge Generation ist sehr direkt und nutzt Plattformen wie Social Media, um ihre Meinungen klar zu äußern. Sie fordert von Unternehmen und Marken, sich zu gesellschaftlichen Themen zu positionieren. Ich denke, dieser Charakterzug wird auch in der Arbeitswelt erhalten bleiben. Junge Marketer wollen sinnvolle Arbeit leisten und sind bereit, innovative und kreative Wege zu gehen, um ihre Botschaften zu verbreiten. Das ist etwas, das wir im MTP fördern und unterstützen.

Wie gelingt es dem MTP, Theorie und Praxis zu verbinden, und welchen Stellenwert hat Reverse Mentoring bei Ihnen?

MS: Wir versuchen, Theorie und Praxis durch engen Austausch mit erfahrenen Marketern zu verbinden. Bei Veranstaltungen wie unseren Marketing-Kongressen arbeiten wir eng mit Fachleuten zusammen, um von deren Erfahrung zu profitieren und gleichzeitig unsere Ideen einzubringen. Unser Ansatz ist sehr praxisorientiert, und wir ermutigen unsere Mitglieder, sich auszuprobieren und zu lernen. Reverse Mentoring spielt dabei eine wichtige Rolle, da es den Austausch in beide Richtungen fördert.

Herr Betting, wie wichtig ist der Mut, im Marketing neue Wege zu gehen und auch mal zu scheitern?

RB: Mut ist im Marketing unerlässlich. Man muss bereit sein, Dinge auszuprobieren und auch mal zu scheitern, um Innovationen voranzutreiben. Es geht darum, nicht stehen zu bleiben und sich weiterzuentwickeln. Marketing sollte immer ein Vorreiter sein, da es sich ständig verändert. Es ist wichtig, nicht mit der Zeit zu gehen, sondern der Zeit voraus zu sein.

Gibt es Tipps, die Sie einander für Ihre nächsten Karriereschritte mitgeben möchten?

MS:  Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und offen für neue Erfahrungen und Herausforderungen zu sein. Wenn man in die Arbeitswelt eintritt, trifft man auf verschiedene Menschen und Situationen, die einen vielleicht dazu bringen, seine ursprünglichen Vorstellungen anzupassen. Es ist auch wichtig, zu seiner Meinung zu stehen und die eigenen Ideen selbstbewusst zu vertreten, selbst wenn sie auf Widerstand stoßen.

RB: Ja, da stimme ich zu. Es ist wichtig, sich selbst zu finden und offen für neue Möglichkeiten zu sein. Wenn man aus der Theorie in die Praxis kommt, merkt man oft, dass sich die eigenen Interessen verändern. Ich persönlich habe festgestellt, dass es wichtig ist, flexibel zu bleiben und sich nicht in starren Vorstellungen zu verlieren. Man sollte bereit sein, sich zu verändern und neue Wege zu erkunden.

Abschließend, wie sehen Sie die Zukunft der Marketingbranche und die Herausforderungen und Chancen für Ihre Organisationen?

MS: Marketing wird immer wichtiger, da sich Trends und Produktlebenszyklen ständig verändern. Unsere Generation bringt frische Ideen und den Mut mit, Neues auszuprobieren. Unternehmen können davon profitieren, indem sie diese Chancen nutzen und den Austausch fördern.

RB: Ich sehe viele Chancen für die Marketingbranche, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und New Work. Marketing kann Vorreiter in der Kommunikation sein und Unternehmen helfen, langfristig erfolgreich zu sein. Die Herausforderung besteht darin, junge Talente einzubinden und die Organisationen zukunftsfähig zu machen.